In unserer ach so modernen Gesellschaft gibt es immer wieder Phänomene, die einem das Leben schwer machen und die Gesundheit stark gefährden. Das ewige Gelaber von Politiker und selbsternannten Gesundheitsaposteln ist es die Zeit nicht wert, diesen Hanseln zuzuhören. Zu den Phänomenen zählt ohne Wenn und Aber der allgegenwärtige Lärm.
In den Städten, aber auch in den Vororten und auf dem Land, hat der Lärm Einzug gehalten und wird nicht geregelt bzw. Regeln werden nicht eingehalten. Dies führt dazu, dass Menschen erkranken, da sie die notwendige Nachtruhe nicht bekommen. Schichtarbeiter in Industrie, Kranken-/Altenpflege sind noch stärker betroffen, da sie darauf angewiesen sind, den notwendigen Schlaf tagsüber zu erhalten.
Natürlich gibt es Hilfsmittel, mit denen man sich die Gehörgänge zustopfen kann. Bei mir zumindest ist nach der dritten Anwendung immer wieder ein Schmerz im Gehörgang spürbar. Nutzt man eine Knetmasse, die ich als nicht so gut erachte, wird die Ohröffnung nur verstopft. Die Wirkung empfinde ich als nicht ausreichend. Nutzt man schaumgummiartige Ohrstöpsel, so üben diese einen nach außen wirkenden Druck auf den Gehörgang aus und verstopfen damit die Öffnung. Das klappt, je nach Art und Lärmklasse der Stöpsel, ganz gut. Aber eine dauerhafte Anwendung ist für mich nicht möglich.
Um den Einsatz solche Hilfsmittel zu minimieren, wären Regeln für die Lärmreduzierung ein probates Mittel. Könnte man meinen. Wenn aber Regeln nicht oder nur teilweise eingehalten werden, wenn wirtschaftliche Aspekte über die Gesundheit vieler Tausend Menschen gestellt werden, dann sind alle Gespräche mit den Betreibern von Lärmquellen sinn- und zwecklos.
Besonders in Düsseldorf wird immer wieder über die Reduzierung von Lärm geschrieben und gesprochen. Düsseldorf ist als eine der lautesten Städte in Deutschland verschrien. Aber dies würde bedingen, dass die Stadtverwaltung Maßnahmen ergreifen müsste und die Lärmverursacher zur Besinnung kommen. Alles was man lesen kann, war und ist für die Katz‘.
Meine Frau und ich wohnen in Kaarst. Kaarst liegt in der Ein-/Abflugschneise des Flughafen Düsseldorf. Als wir nach Kaarst zogen, war uns das bekannt. Uns war aber auch bekannt, dass es Regeln gibt, wann die Nachtruhe für den Flugbetrieb beginnt und wann sie wieder endet. Grundsätzlich endet der Flugbetrieb am Düsseldorfer Flughafen für Starts um 22.00 Uhr und für Landungen um 23.00 Uhr. Mittlerweile weiß ich aber, dass es recht viele Ausnahmen gibt, die Starts und Landungen erlauben, auch mit Genehmigung der Bezirksregierung. So können Landungen bis 0.00 Uhr erfolgen, ohne das der aus dem Schlaf gerissene Bürger, und das sind bei Landungen über Großraum Kaarst und Großraum Meerbusch mehrere Zehntausend, großartig etwas dagegen tun kann. Man hat nur die Möglichkeit, sich bei der Bezirksregierung zu beschweren und um Mitteilung zu bitten, warum Genehmigungen für Landungen nach 23.00 Uhr erteilt wurden. Diese Beschwerden werden in ein Beschwerderegister eingetragen – oder auch nicht. Auf meine Beschwerden habe ich bislang nicht eine einzige Rückantwort erhalten.
Während der Corona-Pandemie war der Flugbetrieb am Düsseldorfer Flughafen so gut wie nicht existent. Die Nächte waren erholsam, weil auch keine Spinner mit knatternden Motorrädern oder röhrenden Autos durch die Nacht brausten. Eine weitere Lärmquelle, die weder von Stadtverwaltung noch von der Polizei beseitigt wird.
Nun aber ist der Flughafen Düsseldorf wieder in voller Blüte und ich bin nicht der einzige, der das Gefühl hat, mit noch mehr Starts- und Landungen innerhalb der Nachtruhe konfrontiert zu sein. Mittlerweile ist es an der Nachtordnung, dass bis zu 10 Landungen nach 23.00 Uhr erfolgen. An Schlaf ist nicht zu denken, wohlwissend, dass um 6.00 Uhr der Lärm wieder von vorne beginnt. Und eine Wochenenderholung gibt es nicht, denn der Flughafen Düsseldorf ist an jedem Tag das Ziel von Landungen und der Ort von Starts. Wird die Nachtruhe, wie z. B. durch Volksfeste oder andere Lärmquellen so oder so schon gestört, ist die Nacht trotzdem um 6.00 Uhr vorbei.
Im Winter schlafen wir nicht mit offenem Fenster. Der Lärmpegel wird reduziert, aber durch die insgesamt schlechte Isolierung unseres gemieteten Hauses fällt das kaum ins Gewicht. Jetzt im Sommer schlafen wir mit offenem Fenster. Das Obergeschoss heizt sich so dermaßen auf, dass wir nicht mit geschlossenem Fenster schlafen können. Und gerade in dieser Zeit wirkt sich der Fluglärm besonders drastisch aus.
Würde der Flughafenbetreiber die grundsätzlich genehmigte Betriebszeit von 22.00 bzw. 23.00 Uhr bis 6.00 Uhr einhalten, die Bezirksregierung nicht permanent – fast täglich – Ausnahmen genehmigen, hätte die vielen betroffenen Bürger zumindest in der Nacht Ruhe vom Fluglärm. Gesundheitsgefährdend sind nicht nur Starts und Landungen mit der Lärmentwicklung. Die Abgase, insbesondere bei Starts, sind im höchsten Maße gesundheitsschädigend. Doch das interessiert weder die Flughafenbetreiber noch die Politiker noch die Behörden. Denen sind die über 50.000 betroffenen Menschen vollkommen egal.
Auf Grund der extremen Entwicklung des Fluglärms nach 23.00 Uhr bei Landungen habe ich mich darüber informiert, ob es in Kaarst oder in benachbarten Gemeinden Initiativen gegen Fluglärm gibt. Und ich musste nicht lange suchen und traf sofort auf einen Kaarster Verein, der sich mittlerweile seit über 10 Jahren gegen den Fluglärm und gegen den über der Bevölkerung schwebenden Ausbau des Flughafen wehrt. Die Kontaktdaten stehen am Ende dieses Artikels.
Die Webseite des Vereins wirkt unscheinbar. Auf Grund einer Mailanfrage meinerseits an den Verein konnte ich ein sehr freundliches, aber auch sehr informatives Telefonat mit dem Vereinsvorsitzenden, Herrn Werner Kindsmüller, führen. In dem Telefonat wurde mir erklärt, wie die Nachtruheregelungen theoretisch sind und welche Möglichkeiten der Flughafenbetreiber hat, den generellen Nachtruhebeginn zu verschieben (bis zu einer Stunde). Dabei erklärte mir Herr Kindsmüller auch die Webseite, die im Innern mit sehr guten Auswertungstools ausgestattet ist, die die Flugbewegungen eines jeden Fluges zeigen und somit auch nachvollzogen werden könnte, welcher Flug die Nachtruhe der Bürger gestört hat. Es gibt Messstellen, die auch in benachbarten Gemeinden installiert sind und jeden Flug, jedes Fluggeräusch aufzeichnen und somit als Beschwerdegrundlage dienen können.
Der Flughafen Düsseldorf ist ein großer Arbeitgeber und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Dennoch müssen Menschen zur Ruhe kommen dürfen, um zu leben und zu arbeiten. Man kann nicht hingehen und Zehntausende von Menschen umsiedeln, um auch für den Flughafen Düsseldorf das Nachtflugverbot aufzuheben. Also müssen Regelungen getroffen und OHNE AUSNAHMEN eingehalten werden. Für die Volksgesundheit ist das von allergrößter Bedeutung.
Ich habe mich dazu entschlossen, dem Verein als Mitglied beizutreten. Je größer der Verein ist, desto mehr Gewicht hat er. Der Jahresbeitrag von 30,00 Euro für eine normale Einzelmitgliedschaft ist für jeden tragbar, wenn ihm seine Nachtruhe wichtig ist. Und, was nicht zu verachten ist, dieser Verein besteht nicht aus irgendwelchen Spinnern, die obskure Ziele verfolgen, sondern es sind alles Einwohner von Kaarst, denen ihre Nachtruhe und Gesundheit wichtig ist, die den Verein in seiner Arbeit unterstützen.
Die Webseite des Vereins Kaarster gegen Fluglärm e. V. ist hier zu erreichen:
Initiative Kaarster gegen Fluglärm
Mailadresse der Beschwerdestelle der Bezirksregierung Düsseldorf: fluglaerm@brd.nrw.de
Sofern man einen normalen Brief schreiben will. so ist dieser an folgende Adresse zu senden:
Bezirksregierung Düsseldorf
Dezernat 26
c/o Hr. Frisch / Fr. Schneider
Am Bonneshof 35
40474 Düsseldorf
Ich habe damit begonnen, jede Flugbewegung aufzuschreiben. Sollte ich bereits eingeschlafen sein, so werde so oder so geweckt. Zu jedem Flug nach Beginn der Nachtruhe schreibe ich eine Mail. Denn nur damit kann wirklich gut dokumentiert werden, wie viele Flüge die Nachtruhe der betroffenen Bürger stören. Der nachfolgende Screenshot zeigt mein Mailausgangspostfach. Aus dem Betreff ist das Datum und die Uhrzeit zu erkennen. Der 04.09.2024 hatte es in sich, wie der geneigte Leser sehen kann. Auf eine Zusammenfassung, wie in meiner ersten Mail, verzichtete ich aus dem gerade genannten Grund.
Jede Meldung ist wichtig. Je mehr betroffene Bürger sich daran beteiligen, der Bezirksregierung ihren Unmut zu zeigen und mitzuteilen, desto mehr Gewicht haben die Gegenargumente des Vereins, um das stärkeres Nachtflugverbot durchzusetzen.
Leider zeigt die Erfahrung der letzten Tage in einem ganz anderen Thema, dass Politikern und Behörden die Wähler und Bürger vollkommen egal sind. Auch 50.000 betroffene Bürger sind nicht von Bedeutung. Das ist Deutschland!
Am 18.09.2024 findet eine vom Verein initiierte Veranstaltung zum Thema Wie gefährlich ist der Luftverkehr für unsere Gesundheit? statt.
Auf der Facebookseite des Vereins kann man sich über den Inhalt der Veranstaltung und die Rahmendaten informieren.
Wie gefährlich ist der Luftverkehr für unsere Gesundheit?
Titel: | Wie gefährlich ist der Luftverkehr für unsere Gesundheit? |
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Ort: | Albert-Einstein-Forum (Multifunktionsraum) |
Wann: | Mittwoch, 18. September 2024, 19:00 – 21:00 |
Organisator: |
Kaarster gegen Fluglärm
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Beschreibung: | Wie gefährlich ist Fluglärm für unsere Gesundheit?
Darum geht es bei unserer Fachveranstaltung am Mi., den 18. Sept. (Beginn: 19.00 Uhr). Hauptreferent ist Prof. Dr. Oswald Rottmann (München), der die wissenschaftlichen Erkenntnisse der gesundheitlichen Auswirkungen von Ultrafeinen Partikeln (UFP) darstellen wird, die bei der Verbrennung von Kerosin in Flughafennähe entstehen. |
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